Distale Radiusfraktur

Die distale Radiusfraktur (körperferner Speichenbruch) ist die häufigste Fraktur beim Menschen. Neben der Beeinträchtigung des Handgelenks kann auch nach einem solchen Knochenbruch die Funktionsfähigkeit der Hand als Ganzes nachhaltig reduziert sein. Die Häufigkeit der Radiusfraktur nimmt mit zunehmendem Lebensalter wegen der häufig vorliegenden Osteoporose zu. 

Nachdem in früheren Jahren diese Brüche häufig konservativ mit Gipsruhigstellung behandelt wurden, was in vielen Fällen zu einem unbefriedigenden Ergebnis führte, stellt heute meist die Operation mit Versorgung des Bruches durch eine winkelstabile Platte die Therapie der Wahl dar.

Untersuchung und Diagnose

Der Patient stellt sich meist nach einem Sturz auf das Handgelenk beim Arzt vor. Bei Schwellung und Schmerz besteht der Verdacht auf einen Speichenbruch. Zeigt sich eine äußere Fehlstellung am Handgelenk, kann die Fraktur als gesichert eingeschätzt werden. Differenzialdiagnostisch sollte auch immer an eine Skaphoidfraktur (Kahnbeinbruch) oder an eine Verletzung des skapholunären Bandapparates (SL-Band) gedacht werden. Bei der Erstuntersuchung sollte eine Prüfung auf Sensibilitätsstörungen im Innervationsgebiet des Nervus medianus (Mittelarmnerv) durchgeführt werden, da ein posttraumatisches akutes Karpaltunnelsyndrom keine Seltenheit ist.

Als bildgebende Diagnostik ist zunächst die Hand-Röntgenaufnahme des betroffenen Handgelenks im dorsopalmaren sowie im seitlichen Strahlengang angezeigt. Bei einer intraartikuären Radiusfraktur (Gelenkbruch) und Verdacht auf begleitende Brüche der Handwurzelknochen (Karpus, Karpalknochen) muss eine Computertomografie (CT-Untersuchung) in sagittaler und koronarer Schnittführung erfolgen, um die Therapie planen zu können. Auch auf zusätzliche Begleitverletzungen im Bereich der Karpalknochen oder des karpalen Bandapparates muss geachtet werden, da die Verletzung dieser Strukturen das Ausheilungsergebnis nachhaltig verschlechtern kann.

Konservative Therapie

Die Entscheidung für eine konservative oder operative Therapie sollte nicht von der Röntgenaufnahme nach Wiedereinrichtung des Bruchs (Reposition der Fraktur), sondern von der Unfallaufnahme abhängig gemacht werden. Bei nur geringer Verschiebung von weniger als 10 Grad Abkippung der Gelenkfläche nach streckseitig (dorsal) und einer Verkürzung der Speiche von weniger als 2 mm kann eine konservative Behandlung mit Ruhigstellung im Unterarm-Gipsverband oder einer Thermoplastschiene für 4 bis 5 Wochen durchgeführt werden. Danach kann mit Physiotherapie der Hand begonnen werden.

Speichenbrüche, die eine ausgeprägte Fehlstellung von mehr als 20 Grad aufweisen, Brüche mit beugeseitiger (palmarer) Abkippung und alle Gelenkbrüche mit Stufenbildung von mehr als 2 mm sollten operativ angegangen werden.

Operative Therapie

Die palmare winkelstabile Plattenosteosynthese stellt bei den meisten Frakturtypen das Verfahren der Wahl dar. Im Rahmen der Operation erfolgt nach einem Hautschnitt auf der Beugeseite des Radius die Einrichtung des Bruches und die Fixierung der Bruchanteile der Speiche mit einer Platte. Manchmal ist auch ein zusätzlicher operativer Zugang von der Streckseite der Speiche erforderlich. Gelenkbrüche können gegebenenfalls auch arthroskopisch assistiert eingerichtet werden.

Die Operation erfolgt in der Regel mit einem stationären Aufenthalt von 2 bis 4 Tagen. Sie kann in Vollnarkose oder Leitungsanästhesie des Armes (Plexusanästhesie) erfolgen.

Nachbehandlung

Nach Beendigung der Operation wird zur Ruhigstellung zunächst eine beugeseitige (palmare) Schiene angelegt. Mit Bewegungsübungen für die Finger wird bereits am ersten Tag nach der Operation begonnen. Die Dauer der Ruhigstellung des Handgelenks beträgt bei Brüchen ohne Gelenkbeteiligung 2 Wochen, bei Gelenkbrüchen 4 Wochen, wobei nach 2 Wochen mit Handtherapie aus der Schiene heraus begonnen wird. Das Nahtmaterial wird nach 12 bis 14 Tagen entfernt. 

Störungen der Handfunktion sind nach distaler Radiusfraktur nicht selten, daher ist ein frühzeitiger handtherapeutischer Einsatz geboten. Durch Maßnahmen dieser Art, flankiert von guter postoperativer Schmerztherapie und Schwellungsprophylaxe durch Hochlagerung und Kühlung, kann die Häufigkeit einer Heilentgleisung in Richtung eines komplexen regionalen Schmerzsyndroms (CRPS) minimiert werden.

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